1949
Vorwort zum neuen Band


Mit diesem Band beginnt ein neuer Abschnitt in der Darstellung der Ortsgeschichte unseres Dorfes. Äußerlich einmal zu erkennen an dem neuen Band. Auch hinsichtlich der Darstellung soll ein Wandel eintreten.

Der Schreiber dieser Zeilen, der im vorigen Jahr das Amt des Dorfchronisten übernahm, ist sich der Verantwortung bewusst, die die Führung der Ortschronik verlangt.

Die Ortsgeschichte dient zunächst der allgemeinen politischen und kirchlichen Kultur und Kunstgeschichte des Landes, insofern sie die Mosaiksteinchen herbei trägt aus denen das Bild der Zeitgeschichte in all diesen Beziehungen sich zusammensetzt. Die Ortsgeschichte soll aber auch der Gemeinde dienen, für die sie geschrieben wird.

Die Kenntnisse ihrer geschichtlichen Vergangenheit werden vermehrt. Der Sinn für das Gute, Wertvolle im Alten wird gepflegt. Nicht zum Wenigsten wird dadurch die Liebe zu unserer Heimat selbst gefühlt und gekräftigt. Erst durch einen Überblick über die Geschichte seines Dorfes gewinnt der Einzelne Halt im Strome der Menschheit. Erst dann verknüpfen sich die Geschicke des Dorfes mit seinem eigenen Dasein.

Die Stoffgliederung würde etwas weiter angeführt folgenden Einteilungsplan ergeben. Damit folgt der Schreiber den Vorschlägen, die Wilhelm Sohnrey, ein Pionier des bäuerlichen Lebens, gemacht hat.


1.    Geschichte der Dorfflur
Größe, Topographie der Gemarkung, Siedlungsform, Holz, Wasser,
Weide, Arten und Entwicklung der Ackernutzung, alte Wege, Naturschönheiten

2.    Geschichte der politischen Entwicklung

3.    Geschichte der rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung
Rechtssprechung, Abgaben und Steuern, Gemeindeeinkünfte, Wirtschaftliche Lage und Verkehrsverhältnisse, Wirtschaftserträge

4.    Geschichte der sozialen Entwicklung
Besitzverhältnisse, Gemeindeordnung, Erfolge, Zuzug, Familiengeschichte.

5.    Geschichte der geistigen Entwicklung
Kirche, Schule

6.    Geschichte der kulturelle Entwicklung
Vorgeschichtliche Grab- und Kulturstätten, Sagen und Gebräuche, Bauten, Bildschmuck in Haus und Kirche, Kunst = Hausfleiß, Möbel, Essen und Trinken, Gesundheitspflege

7.    Geschichte der ethisch – individuellen Entwicklung
Sitte und Unsitte, Inschriften, Gesang und Spiel, Aberglaube, Feste, Sprache, Dorf- und Volkscharakter, Neckereien, Dorffriedhof.


1949
Wenn der Schreiber dieser Zeilen einmal von der Stoffgliederung abweicht, die er vorher angegeben hat, so möge der geneigte Leser gütigst entschuldigen. Die Gründe hierfür sind rein technischer Art.

Zwei große Ereignisse aus dem politischen Leben kennzeichnen das Jahr 1949. Am 17.08. fand die Wahl zum westdeutschen Bundestag statt, am 12.09. wurde der 1. Bundespräsident Prof. Dr. Heuß gewählt. Bei den Wahlen in unserer Gemeinde zeigte sich ein kleines Übergewicht der S.P.D.

Die wichtigsten Ereignisse aus unserer Gemeinde, die es verdienen der Nachwelt erhalten zu bleiben, sollen kurz aufgezeigt werden:

Im Sommer des Jahres trat eine große Mäuseplage auf. Erheblicher Schaden wurde den Körnerfrüchten zugefügt. Täglich zogen Kolonnen von Männern ins Feld, die den Kampf gegen diese Schädlinge durch Auslegen von Gift energisch aufnahmen.

Eine zweite Gefahr drohte unseren Kartoffeln durch das überhöhte Auftreten des gefürchteten Kartoffelkäfers. Bei den Suchaktionen, die die Schulkinder unter der Leitung ihrer Lehrer durchführten, zeigte sich, dass drei Teile unserer Dorfflur besonders gefährdet sind: Almer Feld, auf dem Loh und die Flur an der Ziegelei.

Die Wasserversorgung war im vorigen Jahr, hervorgerufen durch die Trockenheit, teilweise schlecht. Drei Wochen waren die Einwohner gezwungen, Wasser vom Born (Brunnen) zu holen. Die Wasserleitung wurde erneuert, da die Hauptrohre sich sehr stark gesenkt hatten.

Der Gesundheitszustand der Dorfbewohner ist im Allgemeinen befriedigend. Laufend fanden Untersuchungen der Schulkinder durch den Kreisarzt statt, so am 08.07. eine T.B.C.- Untersuchung, am 17.11. eine kreiszahnärztliche Untersuchung.

Die Geldsammlung, die anlässlich der Tuberkulosen Woche in der Zeit vom 12.-17.09. durchgeführt wurde, hatte ein schönes Ergebnis.

Das der Gemeinde ihre Schule am Herzen liegt, geht daraus hervor, dass für die Unterhaltung und Instandsetzung in vorbildlicher Weise gesorgt wurde. In der Zeit vom 7.-26. Febr. wurden die beiden Schulräume renoviert. Die Regierung bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 2.000 DM. Ferner wurde der Schulhof planiert und mit einem Zaun eingefriedet. Das Straßenbild hat dadurch erheblich gewonnen.

Am 31. März fand ein Lehrerwechsel an der hiesigen Schule statt. Frl. Fisahn verließ nach 1 ½ jähriger Tätigkeit die Schule Bleiwäsche. Lehrer Weidemann, im Okt. 1948 aus französ. Gefangenschaft heimgekehrt, wurde in die freigewordene Stelle von der Regierung eingewiesen. Zu Ostern wurden 16 Kinder in die Schule neu aufgenommen, 16 Kinder gingen zur ersten hl. Kommunion. Am 2. Mai weilte der hochw. Herr Weihbischof von Paderborn in Bleiwäsche und spendete das Sakrament der Firmung.

Das religiöse Leben in unserer Gemeinde gewann neuen Auftrieb durch zwei wichtige Ereignisse, einmal durch den Katholikentag in Bochum vom 01. - 05.09., dann durch den Beginn des hl. Jahres am 24.12. Die Wirkungen, die von diesen Ereignissen ausstrahlen, sind für den aufmerksamen Beobachter bis in die kleinste Gemeinde spürbar. Eine ganze Anzahl von Männern und Frauen unserer Gemeinde waren Zeugen des gewaltigen Geschehens in Bochum. An den Wallfahrten nach Werl und Kleinenberg am 01.09. nahmen neben den Kindern auch zahlreiche Erwachsene teil. Am 20.03. konnte unser verdienstvoller Pfarrer Roderfeld in seltener geistiger und körperlicher Frische sein goldenes Priesterjubiläum feiern. Über Leben und Wirken dieses guten Dorfpfarrers soll in einer späteren Darstellung eingehend berichtet werden.

Aus dem Vereinsleben unseres Dorfes soll die Arbeit des Heimatvereins und des Jungfrauenvereins erwähnt werden.

Der Heimatverein plant die Umgestaltung und Vergrößerung der Schützenhalle. Durch Gemeinschaftsarbeit soll dieser Plan verwirklicht werden.
Alles Brauchtum soll wieder geweckt werden.
Heimatverein und Schule wollen da Hand in Hand arbeiten.

Immer noch ist eine große Anzahl von Bleiwäschern aus dem großen Kriege nicht heimgekehrt.
1949 kehrten folgende Bleiwäscher zurück:    

                            Finger, Wilhelm
                            Wittler, Bernhard
                            Mackenberg, Heinr.
                            Hengstbach, Heinr.
                            Wittler, Jos.
                            Lausen, Ferd.
                            Granitza, Bruno.

Wie sehr sich die Bleiwäscher mit den noch nicht aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten verbunden fühlen, zeigte so recht die Heimkehrerbetreuung, die die Gemeinde Bleiwäsche am 22. September in Paderborn durchzuführen hatte. Unter der tatkräftigen Leitung ihres Pfarrers und Bürgermeisters hatte der Jungfrauenverein in kurzer Zeit für 800 Heimkehrer die nötige Verpflegung und Erfrischungen bereitgestellt. Hier einige Zahlen: Außer 300 DM Geldspenden, 2 ½ Ztr. Weizenmehl, ½ Ztr. Butter, 65 Rodonkuchen. An Obst, Rauchwaren und Blumen war auch gedacht.

Dem Schreiber dieser Zeilen, der das Glück hatte an der Betreuung teilzunehmen, wurde wiederholt vom Leiter des Roten Kreuzes und von den Rotkreuzschwestern versichert, dass die Leistung der kleinen Gemeinde Bleiwäsche in Vergleich zu anderen Gemeinden einmalig sei.

Fürwahr ein herrliches Zeichen von Gemeinschaftsgeist, Opferbereitschaft und Liebe.

Die Ergebnisse der Zählungen und Wahlen wurden nicht berücksichtigt in der Ortsgeschichte, dergleichen nicht die Bevölkerungsbewegung. Darüber soll im nächsten Jahr in einer eingehenden Dorfuntersuchung, an der der Chronist noch arbeitet, berichtet werden.

Kleine Zeittafel zur Heimatgeschichte

07. - 26. März  Renovierung der Schulräume
20. März  Goldenes Priesterjubiläum des Pf. Roderfeld
01. April Lehrerwechsel an der Schule
02. Mai Firmung in Bleiwäsche
17. August Bundestagswahl
01. - 05. September Katholikentag zu Bochum
12. - 17. September Tuberkulosewoche
12. September Wahl des Bundespräsidenten
22. September Heimkehrerbetreuung in Paderborn durch den Jungfrauenverein
24. Dezember Beginn des hl. Jahres
   

1950
Das Heilige Jahr

Zwei große Ereignisse überschatten das Jahr 1950. Einmal war es das „Heilige Jahr“ und der Korea – Konflikt.

Eine Darstellung der Wetterverhältnisse soll vorausgehen. Am weißen Sonntag fiel Schnee. Der Monat Juni war durch starke Niederschläge gekennzeichnet. Starke Gewitter brachte nur der Juli (Einschlag im Hause Mester). Der September hatte im Gegensatz zum gleichen Monat des Vorjahres ein unfreundliches, herbstliches Gepräge. Die unterschiedlichen Niederschläge erschwerten die Kartoffelernte und die  Herbstbestellung. Den ersten Schneefall hatten wir im Oktober. Ende Dezember war ein außergewöhnlicher Kälteeinbruch.
Große Sorge bereitet unseren Bauern immer noch der Kartoffelkäfer. In diesem Jahre wurde erstmalig eine Spritzung der stark befallenen Stauden vorgenommen. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Dauernd wurden die Kartoffelfelder unter Kontrolle gehalten (Suchaktionen der Schulkinder).
Ein anderer Pflanzenschädling machte sich in diesem Jahr erstmalig bemerkbar, die Krautfäule. Der Befall blieb aber nur auf einige Felder beschränkt.

1950 waren in Bleiwäsche 10 Geburten zu verzeichnen. Sterbefälle waren 4. Durch Abwanderung hat sich die Bevölkerungszahl nicht wesentlich geändert. Nur 3 Familien zogen von Bleiwäsche fort, um einen günstigeren Arbeitsplatz zu finden.
Eheschließungen waren 4. Der letzte Personenstand nach der Volkszählung war: 823.

Vom 22.08. bis 2. September waren fast 50% unserer Kinder an Masern erkrankt. Die Schule war, wegen der Ansteckungsgefahr, vierzehn Tage geschlossen.

Am 15.03. ging ein langgehegter Wunsch der Bleiwäscher in Erfüllung. Die Pesag richtete eine Autobuslinie ein. Durch diese Verbindung kann der Anschluss nach Paderborn, Marsberg und Büren erreicht werden. Die Gemeinde ließ am 20.04. auf dem Schulhof 2 Kastanien und 2 Lindenbäume anpflanzen. Durch 6 Neubauten und 3 Umbauten erfuhr das Ortsbild eine wesentliche Änderung. Im April wurde auch mit dem Umbau der Schützenhalle begonnen. Im Juni konnte das Richtfest gefeiert werden. Um die Wasserversorgung besser zu gestalten, wurde im Juni die Wasserleitung gereinigt. Wünschelrutengänger und Geologen waren im Laufe des Sommers in Bleiwäsche, um nach neuen Wasserquellen zu forschen.

Für die geplante Talsperre im Aa-Tal wurden im Sommer die Vermessungsarbeiten vorgenommen.

Für die Erhaltung alten Brauchtums setzten sich besonders der Heimatschutzverein und die Schule ein (Erntedank und Martinsfest).
Zu dem Schulleben wäre folgendes zu berichten: Vom 20.- 24.3. hält Pater Wegener für die Schulentlassenen Einkehrtage ab. Am 28.03. war die Schulentlassungsfeier.
18 Kinder kamen zur Entlassung. Neu aufgenommen wurden 12 Kinder (5 Knaben und 7 Mädchen). Zur 1. hl. Kommunion gingen am weißen Sonntag 12 Kinder. Mit dem 1.7. schied Frl. Tilner aus dem Schulverband, um nach Bochum zu gehen. Frau Lange wurde als Nachfolgerin eingewiesen. Herr Hoppe wurde am 1.10. in den Ruhestand versetzt. In einer Abschiedsfeier würdigte der Schulrat der Kreises Büren die Verdienste des scheidenden Lehrers. Herr Gloss wurde mit der Verwaltung der Stelle beauftragt.
Die Gemeinde Bleiwäsche hat in diesem Jahre einen schweren Verlust erlitten. Der Pfarrer Roderfeld, der von den 52 Jahren seines Priestertums 28 Jahre in Bleiwäsche wirkte, verschied am 25.7. in seiner Vaterstadt Geseke. Alle die ihn kannten, werden diesen schlichten, aufrechten und kernigen Priester nicht vergessen können. Am 8. Okt. wurde der Pfarrer Gassmann ( früher Berlin ) feierlich eingeführt. Einen großen Verdienst konnte sich unser neuer Pfarrer gleich zu Anfang seiner Tätigkeit erwerben. Auf seine Anregung hin wurde die Anlage einer Kirchenheizung beschlossen. Die Sammlung für die Kirchenheizung die im Dezember durchgeführt wurde, ergab den schönen Betrag von fast 4000.- DM. Ende des Monats konnte dann mit den Arbeiten begonnen werden.

Die Bevölkerung der Länder Nordrhein u. Westfalen wählte am 18.06. die Abgeordneten für den neuen Landtag. Gleichzeitig war sie aufgerufen worden, in einem Volksentscheid über die künftige Verfassung des Landes abzustimmen. Die Wahlen verliefen im Allgemeinen ruhig, abgesehen von einigen kleineren Zwischenfällen.

Ergebnis der Wahl in Bleiwäsche:

1.    Wahl zum Volksentscheid

 abgegebene Stimmen: 373
 davon mit ja: 231
 davon mit nein: 104
 ungültige:    38

2.    Wahl zum Landtag:

abgegebene Stimmen:  373
davon für Zentrum:  55
davon für DP       3
davon für CDU 131
davon für KPD                    8
davon für SPD  142
davon für DRP      16
davon für FDP 4
ungültige  14

Im September wurde eine große Volkszählung durchgeführt.

Kleine Zeittafel zur Heimatgeschichte

15. März   Die „Pesag" eröffnet eine Autobuslinie von Bleiwäsche nach Fürstenberg.
April  Umbau der Schützenhalle hat begonnen.
20. April Der Schulplatz wird mit Bäumen bepflanzt.
Juni   Richtfest zur Schützenhalle
18. Juni   Landtagswahlen
01. Juli  Veränderung im Lehrkörper der Schule. Frl. Tilner scheidet aus. Frau Lange übernimmt die  Stelle.
25. Juli Pfarrer Roderfeld verstarb.
22. August – 02. September Masernepidemie in Bleiwäsche
September Volkszählung
01. Oktober  Lehrer Hoppe scheidet aus dem Dienst.
08. Oktober Pfarrer Gassmann eingeführt.
Dezember   Anlage der Kirchenheizung begonnen.

                  
1951
Für das vergangene Jahr waren charakteristisch:

1. Die durch das verhältnismäßig, spät einsetzende milde Frühlingswetter auch recht spät beginnende Obstbaumblüte.
2. Die Hagel- und Gewitterschäden des 1. August, die in vielen Orten große Ernteschäden verursachten. Im Monat August gab es trotz guten Wetters keine wolkenfreien Tage. An 9 Tagen stieg die Temperatur über 25 Grad. Höchste Werte brachte der 1. August mit 30 und der 30. August mit 31,5 Grad.
3. Das ungewöhnlich trockene und schöne Oktoberwetter, wie er über zwei Drittel des Monats anhielt und seit über 20 Jahren nicht mehr vorkam.

Kirchliches  Leben
Erstmalig wurde im Januar die neue Kirchenheizung in Betrieb genommen. Die Werbung für die Filmliga hatte einen guten Erfolg. Regelmäßig bespielt jetzt die Diözesan – Filmstelle unseren Ort.

Aus dem Leben der Schule
Wegen Kohlemangel musste die Schule den Unterricht erheblich einschränken. Die einzelnen Klassen hatten nur zwei Stunden Unterricht am Tage. Vom 13.01 bis 03.02. war die Jugendschutzwoche im Kreise Büren. Aus diesem Grunde war am 28.01. in Bleiwäsche eine Eltern- und Schülerversammlung. Die Gemeinde tritt erneut mit der Regierung Detmold in Verhandlung betr. Besetzung der Schulleiterstelle. Leider wurde der Wunsch der Gemeinde nicht berücksichtigt. Die Wohnung der zweiten Lehrerin wird endlich zur Dienstwohnung erklärt.

Aus dem Leben der Gemeinde
Seit Beginn des Korea Krieges haben sich die Lebenshaltungskosten um 8 % erhöht.
Die Gängigsten für Verkehrsmittel erhöhten sich im Januar um 12,4 %; auffallend sind die höheren Mehl- und Kohlenpreise. Die steigende Preistendenz für Holz hat auch im September noch angehalten. Dem gegenüber sind die Löhne in den meisten Fällen ebenfalls nicht auf ihrem Vor-Korea Stand verharrt. Durch 6 Neubauten in der Siedlung ist die Wohnungsnot in Bleiwäsche erheblich zurückgegangen. Im Juni wurde mit der Bohrung für die neue Wasserleitung begonnen. Im Dezember wurde die Bohrung bei 140 m Tiefe ergebnislos abgebrochen. Eine Entsäuerungsanlage wurde für die Wasserleitung angelegt. Die Arbeiten für unseren Friedhof, dessen Zustand mehr als schlecht ist, wurden nun endlich in Angriff genommen.

Am 15.09. war eine Obstbaumzählung, Sie ergab folgendes Bild:

Apfelbäume:    532
Birnbäume:        126
Pflaumen und Zwetschkenbäume:      254

Bevölkerungsbewegung:

Taufen:      10 ( Knaben 4, Mädchen 6)
Beerdigungen:   1
Einwohnerzahl:    818

 
1952
Aus dem Gemeindeleben
Das Jahr 1952 war für die Gemeindevertretung Bleiwäsche ein arbeitsreiches Jahr und man kann mit Recht sagen es war auch ein erfolgreiches: Die Siedlungsbauten wurden vorangetrieben. Elf schmucke Häuser stehen jetzt in der Siedlung. Bleiwäsche kann von sich mit Stolz sagen: Die Wohnungsnot ist behoben, alle Familien bis auf wenige Ausnahmen, sind menschenwürdig untergebracht. Die Arbeiten am Friedhof wurden im April zu Ende geführt. Die Bleiwäscher können auf ihn Stolz sein. Ferner wurden sämtliche Wegkreuze mit Baumpflanzungen versehen.
Im Laufe des Sommers fanden wieder Manöver in unserer Gegend statt. Engländer, Belgier und Norweger wechselten sich in der Übung ab. Die Manöverschäden waren erträglich. Das Verhältnis zu den freundlichen Truppen, war im Vergleich zu den Vorjahren bedeutend besser. Dies zeigte sich so recht bei dem Großbrand der im August Bleiwäsche heimsuchte. Ein Brand der im Heckerschen Hause entstanden war, griff auf die Nachbarhäuser über. Vier Häuser fielen den Flammen zum Opfer: Hecker, Dietz, Hengsbach und Feldmann. Durch den herrschenden Wind drohte das Feuer weiter um sich zu greifen. Bis zum Eintreffen der auswärtigen Feuerwehren konnten die Bleiwäscher im Verein mit den norwegischen Soldaten größeres Unglück verhüten. Auch bei den Aufräumungsarbeiten stellten die Norweger ihren Mann. Der folgende Sonntag vereinte Einheimische und Norweger zu einem großen Dankgottesdienst. Es war eine gewaltige Dokumentation des Glaubens, wie sie Bleiwäsche wohl selten gesehen hat.

So wählte Bleiwäsche bei den Wahlen zu den Gemeindevertretungen:

Wahlberechtigte:        485
abgegebene Stimmen:    420
gültige:    409
Wahlbeteiligung:    86,60%

Stimmenzahl der Parteien:

CDU = 1749        SPD = 410

(??? So steht es tatsächlich in der Chronik!)


Vereinsleben:
Heimatschutzverein
Von der Arbeit des Heimatschutzvereins sind zwei Veranstaltungen zu erwähnen:
1.    Plattdeutscher Dichterabend mit Dechant Tusch, Wewelsburg.
2.    Eine Zusammenkunft sämtlicher Ortsheimatpfleger der Ämter mit einem richtungsweisenden Vortrag des Kreisheimatpflegers Dr. Segin.

Sportverein:
Der Sportverein feierte sein 25 jähriges Bestehen. Fachwart Sievers würdigte bei der Siegerehrung auf dem Pokalfest die besonderen Verdienste des hiesigen Sportvereins. Sehr rührig zeigte sich der Sportverein bei der Anlage des neuen Sportplatzes.

Aus dem Leben der Schule:
Die Schulkinderzahl der hiesigen Schule zeigt eine fallende Tendenz. 1949 besuchten noch 187 Kinder die Schule, 1952 waren es nur noch 110. Im April wurde Schulleiter Herr Gloss nach Münster versetzt. Die Regierung Detmold wies Herrn Stoll als neuen Schulleiter ein. Das die Gemeindevertretung für ihre Schule was übrige hat, bewies sie durch die Bereitstellung von 400 DM, die zur Anschaffung von Arbeitsmaterialien dienen sollen.

Kirchliches Leben:
Eine Tatsache verdient festgehalten zu werden, nämlich die "Mission" die unter starker Beteiligung der Gläubigen im Februar abgehalten wurde. Als neuer kirchlicher Verein wurde der Mütter – Verein gegründet.

Leben und Tod in unserem Dorf:

Taufen:    9
Trauungen:     6
Beerdigungen:    7
Einwohnerzahl:   755
davon kath.:   678
ev.:   75
sonst.:   2
männl.:     371
weibl.:    384

     
1953
Aus dem Gemeindeleben

In den Annalen der Wettergeschichte waren der November und der Dezember des Jahres 1953 als der trockenste und wärmste seit Beginn der Statistiken im Jahre 1840. Blühende Rosen und reifende Erdbeeren in den Gärten waren keine Seltenheit. Erst zum Jahresende setzte leichter Frost ein. Die Folge der großen Trockenheit war großer Wassermangel. Deshalb ließ die Gemeinde den Wünschelrutengänger Bischoping aus Neuastenberg kommen, der an der Kreisgrenze Brilon – Büren in 40 – 50 m Tiefe starke Wasseradern feststellte. Mit der Bohrung soll zu Beginn des neuen Jahres begonnen werden, hoffentlich mit gutem Erfolg, damit die katastrophale Wassernot in trockenen Sommern endgültig behoben ist.
Das Dorfbild hat sich im Laufe des Jahres dank Initiative seines Bürgermeisters und der Gemeindevertretung wesentlich verschönert. Von der Kreisstraße, Gastwirtschaft Schumacher, bis Haus Eley Nr. 124 waren 530 m der Dorfstraße mit einer Teerdecke und Bordsteinen versehen. Dadurch wurde die Fahrbahn wesentlich verbreitert, was für den sich immer mehr steigernden Autoverkehr von großer Wichtigkeit ist. Ein Teil des Dorfes konnte auch kanalisiert werden und zwar von der Wirtschaft Balkenhol bis zur Viehtränke und vom Pfarrhaus bis zum Genossenschaftslagerhaus. Dadurch verschwand auch die hässliche Pfütze gegenüber dem Pastoral und wurde eingeebnet. Die Ausschachtungsarbeiten gestalteten sich stellenweise recht mühsam, da das Felsgestein erst weggesprengt werden musste. Die Kosten betrugen 40.000 DM. Mit Freude und Dank empfanden die Dorfbewohner die eines Abend wieder einsetzende Straßenbeleuchtung. 17 Lampen erhellten die Straßenkreuzungen und wichtigsten Dorfteile. Einen freundlichen Eindruck machte vom Dorf aus gesehen die zum Waldrand gelegene Siedlung, die in diesem Jahre durch 4 Neubauten erweitert wurde. Die Spar- und Darlehenskasse konnte den Neubau des sehr lange geplanten Genossenschaftsgebäudes durchführen und in Betrieb nehmen. Das Lagerhaus ist ausreichend eingerichtet und entspricht allen Anforderungen eines modernen Lagerhauses. Besonders vorteilhaft ist es, weil man von drei Seiten anfahren und dadurch zeitraubende und kostspielige Transporte im Inneren des Gebäudes fast ganz vermeiden kann. Zwei Unternehmen geben dem Wirtschaftsleben unseres Dorfes ein besonderes Gepräge. Das Tief- und Straßenbaugeschäft von Josef Eley ist nach dem Kriege zum führenden und leistungsfähigsten des Kreises angewachsen. Es beschäftigt 150 Arbeiter. Neben dem von der Gemeinde gepachteten Steinbruch noch sein eigenes in Padberg.


Ebenso beschäftigt der Unternehmer Franz Mester ca. 140 Leute, hauptsächlich beim Holz schälen. Er arbeitet für eine Zellstofffabrik der chemischen Werke in Aschaffenburg.

Politik
Mit besonderer Spannung wurde dem Ausgang der Bundestagswahl am 06.09. entgegengesehen. Die Partei des Bundeskanzlers Dr. Adenauer konnte mit absoluter Mehrheit aus dem Wahlkampf hervorgehen. Die Wahlbeteiligung schwankte zwischen 89% und 95%.
Die Ergebnisse in unserem Dorf waren:

CDU:     316 (280)
SPD:     118 (115)
Zentrum:        0 (37)
FDP:         8 (9)
KPD:         0 (0)
GvP:         1 (3)
BHE:        5 (5)
DP:       2 (0)

Die in Klammern stehenden Zahlen sind die Stimmen für die Landesliste, während die anderen für den direkten Kandidaten abgegeben wurden.

Kirche
Nach den vielen Bemühungen des Herrn Pastors Gassmann wurde im April der katholische Männer- und Arbeiterverein gegründet, dem 60 Mitglieder angehören.
Taufen waren 7: Mädchen 5, Knaben 2
Trauungen : 7
Beerdigungen: 3.

Schule
Die Schülerzahl betrug 111, zeigt aber eine rückläufige Bewegung. Lehrer Weidemann wurde am 01.04. nach Harth versetzt. An seiner Stelle, trat Lehrer Müller aus Wewelsburg, der aber bereits am 15.06. nach Steinhausen wechselte und vom Schulamtsbewerber Thiele aus Büren abgelöst wurde.
Durch Beschluss des Gemeinderates werden für die Oberklasse neue Schülerbänke und Stühle beschafft. Die Lieferung durch die Firma Flötotto, Friedrichsdorf, soll im Januar 1954 erfolgen.

Die Einwohnerzahl unseres Ortes betrug im vergangenen Jahr insgesamt 769, davon waren 688 katholisch und 81 evangelisch.



1954
Das Jahr 1954 mit seinen absonderlichen Witterungsverhältnissen machte vor allem unseren Bauern jäh zu schaffen und bereitete ihnen schwere Sorgen. In der zweiten Januarhälfte brach eine kontinuierliche Winterkälte ein, die verbunden mit starker Luftbewegung war, die die Winterfrucht hart geschädigt hatte, da der Schutz durch eine Schneedecke fehlte. Im Ort waren Temperaturen von über -20 Grad Celsius gemessen. Die gesamte Wintergerste, der Klee und der Weizen verwitterten bis zu 95 v. H. aus. Dieser grimmigen Kälte, die bis in den Februar hinein andauerte, folgte ein nasses und kaltes Frühjahr, das die Garten- und Feldarbeit weit zurückwarf.
Auch der Sommer blieb nass und kalt, nur die Juliwitterung war ohne Beispiel. Der Juli 1954 war der kälteste Hochsommermonat der beiden letzten Jahre. Die Heuernte war stark verregnet und brachte nur geringen Ertrag.
Auch der August brachte keine Wendung zu einem Sommer und Erntewetter. Die Regenfälle hielten an. In der Flur lag das Korn stellenweise wie gewalzt am Boden, nur Hafer und Roggen wuchsen aus.

Kommunalpolitisches Leben
Der dem Bauunternehmen Eley pachtweise überlassene Steinbruch der Gemeinde wurde um 2 Morgen vergrößert. Der darauf befindliche Waldbestand musste deshalb abgeholzt werden. 1,5 km wichtiger Wirtschaftswege unserer Feldmark wurden ausgebaut, chaussiert und z. Teil sogar geteert. Im Düstertal wurden Kahlflächen mit 20000 Fichten und Buchen bepflanzt. Am 22.08.54 konnte das schon lange geplante Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten der beiden letzten Weltkriege eingeweiht werden. Das wohl gelungene Werk, auf das die Gemeinde stolz sein kann und eine Zierde des Dorfes sein wird, wurde vom hiesigen Maurermeister Lange ausgeführt,  während der Entwurf vom Kreisbaumeister Steltmann, Büren stammt. Die Kosten betragen ca. 7500 DM, die zum großen Teil durch freiwillige Spenden aufgebracht wurden. In regenarmen Wochen reicht das Wasser, das die Leitung speisen soll, für das Dorf nicht aus. Diesen Übelstand abzuschaffen, entschloss sich die Gemeinde eine neue Wasserader zu erschließen. An der Kreisgrenze nach Madfeld, hat man an der Straße noch im Sommer mit der Bohrung durch eine Firma aus Münster begonnen. In 17 Meter Tiefe stieß man auf eine größere Höhle, was ein Weiterarbeiten sehr erschwerte, und zu Unstimmigkeiten zwischen der ausführenden Firma und der Gemeinde führte, wegen der dadurch unvorhersehbaren steigenden Kosten. Die Firma stellte die Arbeit ein und bis zum Jahresabschluss konnte keine Einigung erzielt werden.

Auch die Baulust hielt in diesem Jahre an. Leider konnten mangels Baugelände nur 2 Bauvorhaben in der Siedlung ausgeführt werden, während 9 Anträge unberücksichtigt bleiben mussten. Im Dorf selbst baute der Sattler- und Polstermeister Hose ein Wohn- und Geschäftshaus. Die orkanartigen Regenstürme richteten auch in den Gemeindewaldungen beträchtlichen Schaden an. Ungefähr 100 Festmeter gingen zu Bruch.

Politk
Am 27. Juni wurde in Nordrhein Westfalen ein neuer Landtag gewählt.

Es erhielten an Stimmen:    

CDU: 41,3% ( 1950; 36,9%)
SPD:  34,5 % ( 1950; 32,3%)
FDP: 11,5 % ( 1950; 12,1%)
BHE: 4,6 % ( ---------- -----)
Zentrum: 4,0% ( 1950;    7,5%)
KPD: 3,8% ( 1950;    5.5%)

Mandatsverteilung:              

CDU: 90
SPD: 76
FDP: 25
BHE:    ---
Zentrum: 9
KPD: 0 Sitze.

In unserer Gemeinde war folgendes Stimmenverhältnis: CDU 201 (131), SPD 132 (142), FDP 11 (4), Zentrum 82 (55), KPD 0 (8), BHE 8.

Gesamtergebnis im Amt Wünnenberg: CDU 2673 (1698), SPD 945 (907), FDP 141 (88), Zentrum 1000 (1831), KPD 19 (47), BHE 467.

INFO
Die Partei BHE (Der Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) wurde 1950 gegründet und trat erstmals auch in diesem Jahr als Partei bei Wahlen an.

Schule
Zu Beginn des neuen Jahres traf das neue Gestühl für die Oberklasse ein, das bereits im Vorjahr von der Gemeinde bewilligt und bestellt worden war. Es sind quadratische 4er Tische und Drehstühle. Die Ausführung der Möbel ist gut. Im Laufe des Sommers konnte auch das zweite Klassenzimmer mit gleichem Gestühl ausgestattet werden. Die Regierung bewilligte zu den Kosten einen 50%igen Zuschuss.

Kirche
Während des Jahres waren 13 Taufen, 9 Trauungen sowie 4 Beerdigungen zu verzeichnen.

Einwohnerzahl

Die Einwohnerzahl unseres Dorfes betrug 680 Katholiken und 80 Protestanten, insgesamt also 760.

 

1955
Aus dem Gemeindeleben
Das Jahr 1955 war für unsere Landwirtschaft ein äußerst ungünstiges. Eine große Schneckenplage hatte den aufkeimenden Saaten großen Schaden zugefügt. Der regnerische Sommer verdarb die Heuernte, so dass nur minderwertiges und gar nicht trockenes Raufutter eingefahren werden konnte. Die Getreideernte verzögerte sich ebenfalls sehr. Letzte Roggenfuhren sah man noch zwischen dem 22.09. – 25.09. zur Scheune fahren. Der Ernteertrag war demnach auch gering und seit Kriegsende wohl der schlechteste. Der Ertrag von Weizen ging selten über 11 Zentner hinaus.
Im Zuge der Bodenreform erhielt die Gemeinde vom Graf v. Spee im ( Almerfeld ) 130 Morgen Ackerland zugeteilt. Von diesem wurden 110 Morgen zur Aufstockung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe und an Arbeiter ohne jegliche Ackernutzung aufgeteilt. Für später anfallende Bauvorhaben durfte die Gemeinde 20 Morgen zurückbehalten. Der Ausbau der Dorfstraßen sowie die dazugehörige Kanalsanierung wurden in diesem Jahre fortgeführt. Straße: Abzweigung Kreisstraße – Genossenschaft, Egert bis Becker und die Straße Egert bis Bauunternehmen Eley wurden vollständig neu hergestellt mit Teerdecke, Bord und Rinnensteinen versehen.
Dabei wurden Bodenvertiefungen ausgeglichen, Begradigungen und damit verbundene Verbreiterungen vorgenommen, so dass das Dorfbild ein viel stattlicheres Aussehen erhalten hat. Auch konnte in diesem Jahr wiederum 1½ km Feldwege gehärtet und zum Teil sogar geteert werden. Auch die Siedlung wirkt durch den Neubau ihrer Straße viel freundlicher. In diesem Jahr wurde nur mit dem Bau eines Siedlungshauses begonnen, während Burkhard Planken gegenüber dem Friedhof eine neue massive Scheune erbaute.
Die Versorgung der Gemeinde mit einwandfreiem Trinkwasser war auch in diesem Jahr eine Hauptsorge des Bürgermeisters. Das vorhandene Wasser wurde mehrfach durch eine von der Gesundheitsbehörde durchgeführten Untersuchung als zur menschlichen Ernährung unbrauchbar bezeichnet. Es darf nur stark gechlort gebraucht werden. Deshalb wurde die im Vorjahr eingestellte Bohrung nach einer anständigen Wasserquelle wieder aufgenommen. Wechselnde Gesteinsschichten, bis zu den härtesten, brachten wie vorher geschehen Schwierigkeiten mit sich, die zu  langwierigen Unterbrechungen führten, so dass zum Jahresabschluss erst ca. 80m Tiefe erreicht werden konnten. Nach dem Gutachten von Fachleuten soll bei 100m Tiefe genügend Wasser vorhanden sein.
Hoffentlich bringt das Jahr 1956 die Erfüllung.

Das Straßenbauunternehmen Eley hat sich in diesem Jahre durch die Tatkraft seines Besitzers vergrößert.
Der Steinbruch musste weiter ausgedehnt werden, da eine neue moderne Teersplitteranlage an der Straße nach Fürstenberg, ca. 1 km vom Dorf, erbaut wurde.

Kirche
Die Wetterseite des Kirchturms war vor Jahren gegen Nässe mit Zementputz versehen, aber im Laufe der Jahre sehr schadhaft geworden. Maurermeister Lange musste den von der Kirchengemeinde erhaltenen Auftrag des Neuputzes noch vor Beginn des Winters ausführen, nur so hat der Turm wieder ein neues und wasserdichtes Kleid.
Vor Weihnachten erhielt Pastor Gassmann seine Versetzung nach Rüthen. Die Einführung in seine neue Stelle soll Ende Januar 1956 erfolgen.

Während des Jahres waren 13 Taufen, 10 Trauungen sowie 2 Beerdigungen zu verzeichnen.

Einwohnerzahl

Die Einwohnerzahl unseres Dorfes betrug 685 Katholiken und 85 Protestanten,  sonstige 1, insgesamt also 771.

 

1956
Aus dem Gemeindeleben
In meteorologischer Hinsicht kann man das Jahr 1956 als normal bezeichnen: Es brachte den in unserer Hügellandschaft gewohnten Wechsel von Sonne und Regen und die Äcker lieferten dementsprechend einen befriedigenden Ertrag.
Wenn der Chronist im letzten Jahr die Hoffnung aussprach, das neue Jahr möge den Gemeindevätern ihre große Sorge um die Trinkwasserbeschaffung nehmen, so hat er wohl nicht mit den Widerwärtigkeiten gerechnet, die das Erdinnere in Bleiwäsche in sich birgt; jedenfalls wurde das ganze Jahr über in dem 1954 begonnenen Bohrloch ohne Erfolg weiter gebohrt. Wenn man glaubte, bald am Ziele zu sein, dann fielen wieder einige Meter der Bohrstrecke ein oder zeigten sich höhlenartige Räume in der Bohrgeraden, so dass die Vertretung sich mehrmals im Laufe des Jahres vor die schwere Entscheidung gestellt sah, ob man weiterhin an dieser Stelle nach Wasser suchen oder ob man die Lösung des Wasserproblems auf irgend einem anderen Wege austoben sollte. Da sich nach Angaben der Sachverständigen im Erdinneren unter unserem Bohrloch ganz bestimmt ein unsichtbarer Wasserstrom befinden soll, gaben Bleiwäscher Gemeindeväter den Kampf um das Trinkwasser an dieser Stelle nicht auf und ließen die Firma Vormann das ganze Jahr 1956 weiter bohren, leider wie gesagt, ohne Erfolg. Die Gemeindechronik kann hierzu nur noch wahrheitsgemäß berichten, dass das Bohrloch schon sehr teuer geworden ist, hat es doch unbar seinen gerüttelten Maß an Arbeit, rund 750 Sack Zement und 15 cbm Beton „geschluckt“ (zwecks Ausbetonierung der Hohlräume). Hoffentlich bringt uns das kommende Jahr den gewünschten Erfolg!

Die Straßenbaufirma Eley konnte ihren Betrieb durch eine moderne Teeranlage erweitern.
Im Laufe des Jahres wurden drei neue Häuser im Rohbau errichtet (Brackhaus, Sievers, Schäfers).


Wahl der Gemeindevertretung
Am (Datum wurde nicht überliefert) wurde in Bleiwäsche eine neue Gemeindevertretung gewählt. Die neuen Gemeindeväter sind: Unterschrift des damaligen Bürgermeisters als Gesamtvertreter Wiggen / Bürgermeister.


Kirchliches
Am 25. Februar wurde der bisherige Vikar von Belecke, Karl Klöcker, durch den H.H. Dechant Mütel in Bleiwäsche als Pfarrer eingeführt.
Während des Jahres waren an Taufen 15, Hochzeiten 7 und 5 Beerdigungen.

Die Einwohnerzahl betrug 753 davon 683 Katholiken und 70 Evangelische Einwohner.

Schulisches
Notwendig muss die Schule renoviert werden. Die Gemeindevertretung beschloss sie auch erweitern zu lassen, einen Architekten mit der Ausarbeitung eines Bauplanes zu beauftragen und sich schon jetzt bei der Regierung um Zuschüsse bemühen zu wollen. Da die Schülerzahl 1956 nur noch 79 betrug, ging eine Lehrerstelle an der Volksschule verloren, das bisher dreiklassige System wurde zweitklassig; für die im Februar durch Versetzung nach Dörenhagen aus dem Kollegium ausgeschiedene Frau  Lange, schickte die Regierung deshalb keine neue Lehrerin.

 

1957
Aus dem Gemeindeleben
Das Wetter ließ im Jahre 1956 ein wenig zu wünschen übrig. Eine länger andauernde Trockenzeit im Frühsommer brachte uns wohl eine ausgezeichnete Heuernte, hielt aber die Entwicklung des Getreidekornes und der Hackfrüchte zurück. Hinzu kam noch, dass das Wetter sich gerade während der Erntezeit als sehr unbeständig erwies und den Bauern ernste Sorgen bereitete.
Die sich jetzt nun bereits über drei Jahre erstreckenden Bohrversuche führten 1957 endlich zum Erfolg: Am 14.01.1957 wurde ein Farbversuch durchgeführt, der ein einwandfreies Wasservorkommen in dem Bohrloch bestätigte; am 08.09.1957 fanden Schöpfversuche, in den Tagen darauf Pumpversuche statt, die zeigten, dass die neue Wasserquelle den Erfordernissen auch hinsichtlich der Qualität vollauf genügen wird.
                         
Nachdem so die jahrelangen Bemühungen um ein gutes Trinkwasser von Erfolg gekrönt worden waren, ging die Gemeindevertretung erleichtert an die nun anfallenden weiteren Arbeiten zur Nutzbarmachung der Wasserquelle, den Bau eines Pumpenhäuschens und die Verlegung einer Wasserleitung von der Bohrstelle bis zum Hochbehälter. Beide Projekte wurden 1957 angefangen, aber nicht mehr fertig gestellt. Um aber den Bewohnern des Dorfes Bleiwäsche das Wasser aus der neuen Quelle sehr bald zuführen zu können, stellte man im Spätsommer des Jahres eine provisorische Leitungsverbindung von der Bohrstelle direkt zum Wassernetz her, um das Wasser vorerst sofort in das Leitungsnetz des Ortes pumpen zu können.
Wenn nun noch die nötigen Verrohrungsarbeiten, der Bau der Pumpenstation und der erwähnten Wasserleitung zum Hochbehälter im nächsten Jahre abgeschlossen sind, dürfte Bleiwäsche seiner Wasserversorgung für immer los und ledig sein.

Im Jahre 1957 wurden ein Teil der Kreisstraße und die Straße, die vor der Schule herführt, mit einer neuartigen, dünnen Teerschicht überzogen, die die Lebensdauer der Straßen bedeutend verlängern soll.

In diesem Jahr wurden die Häuser Lausen und Sprenger an der Siedlungsstraße im Rohbau erstellt: das Haus Hecker am Brunnen wurde umgebaut und aufgestockt.

Wahlen
Am 15.09.1957 war die Wahl zum 3. deutschen Bundestag. In Bleiwäsche wählte man so: Von 493 Wahlberechtigten haben 444 gewählt davon 20 ungültig:

Es erhielten an Stimmen:            

CDU: 245 = 57%
SPD: 95 = 21,4%
FDP:   19 = 4,3%
BHE:   9 = 2,0%
DP:   10 = 2,2%
Z:  35 = 8,0%
DG:  1 = 0,2%
Mittelst.:   0 = 0

Erklärungen zu den Parteien Quelle Wikipedia: Die Deutsche Gemeinschaft (DG) war eine rechtsextreme politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland. Die Deutsche Partei (DP) war eine rechtsgerichtete politische Partei in Deutschland.


Kirchliches
Die Kirchenzimmer müssen einen neuen Anstrich erhalten. Zuvor aber soll dafür gesorgt werden, dass alle Feuchtigkeit von den Kirchenzimmern ferngehalten wird. Darum wurden Anfang des Jahres 11 kleine Fenster im Turm und Dachboden eingesetzt. Im Sommer wurden die Kirchenmauern, mit Ausnahme des Chores, von außen ausgefugt  und mit Silikon gestrichen, damit auch die Möglichkeit beseitigt ist, dass durch Fugen oder auch Steine Feuchtigkeit ins Innere dringt. Es ist in den nächsten Jahren abzuwarten, ob mit diesen Maßnahmen alle Feuchtigkeit auf die Dauer aus den Kirchenzimmern weg ist.

Während des Jahres waren an Taufen 18, Hochzeiten 3 und 12 Beerdigungen zu verzeichnen.

Die Einwohnerzahl betrug 756 davon 690 Katholiken und 65 Evangelische und 1 sonstigen Einwohner.

Schulisches
Am 12. März starb unser Schulleiter, Hauptlehrer Stoll. Sein Nachfolger wurde der bereits seit 1953 an der Schule wirkende Lehrer Thiele. Als neue Lehrkraft trat zu Ostern des Jahres Frl. Cieslik aus Paderborn in das Schulkollegium ein.
Für den Schulumbau arbeitete der Architekt Köhler – Leiberg einen Plan aus, der von der Regierung genehmigt wurde. Noch vor Weihnachten konnte die Firma Lange den Erweiterungsbau, der einen Gruppenraum, neue sanitäre Anlagen und eine abgeschlossene Pausenhalle aufnehmen soll, im Rohbau fertig stellen.



1958
Aus dem Gemeindeleben
Obwohl es im Frühjahr 1958 länger als gewöhnlich regnete, können wir mit dem Wetter dieses Jahres vollauf zufrieden sein. Getreide – und Hackfruchternte fielen im Allgemeinen befriedigend gut aus, lediglich die Haferernte war schlechter als in früheren Jahren. Im Sommer des Jahres wurde die geplante Wasserleitung von der neuen Bohrstelle bis zum Hochbehälter verlegt. Man verwandte hierfür Kunststoffrohre. Das auf die Dauer notwendige Pumpenhäuschen wurde ebenfalls im Sommer 58 errichtet. Nach den bisher gesammelten Erfahrungen scheint die neu erschlossene Wasserquelle der Gemeinde Bleiwäsche genügend Wasser zu liefern. Allerdings muss notwendig noch ein neuer, größerer Wasserbehälter gebaut werden, dieser soll aber erst im nächsten Jahre erstellt werden.

Im Jahre 58 wurden die Straßen "zum Heck", von Egert bis zur Hauptstraße und die Kreisstraße mit dem bewährten Teerteppich überzogen.

Wahlen
Am 6. Juli wurde in Nordrhein Westfalen ein neuer Landtag gewählt. In Bleiwäsche zeigte sich folgendes Wahlergebnis:

Wahlberechtigte 543, gewählt haben 430 davon 7 ungültig.

Es erhielten an Stimmen:          

CDU:    271 (201)      =     63%    (44,4)
SPD:   92 (132)      =     21,4% (29,2)
FDP:   33 (11)        =     7,6%    (2,4)
Zentrum:   20 (82)        =     4,6%   (18,1)
DP:     7 (-)          =     1,6%        (-)

Kirchliches
Da sich der im letzten Jahre auf die Außenwände des Kirchengebäudes aufgetragene
Schutzanstrich gegen Feuchtigkeit nicht als hinreichend erwies, ließ der Kirchenvorstand die feuchtesten Stellen des Gotteshauses im Herbst mit einer anderen Dichtungsmasse spritzen.

Vom 30. November bis zum 14. Dezember 1958 fand in Bleiwäsche eine Volksmission statt. Die Predigten hielten Pater aus dem Dominikaner-Orden. Die Mission wurde als Gemeinschaftsmission gehalten, für alle ohne Trauung, nach Ständen und Geschlechtern. Die Beteiligung war sehr gut.

Während des Jahres waren an Taufen 9, Hochzeiten 7 und 5 Beerdigungen zu verzeichnen.

Schulisches
Die im Vorjahr begonnenen Renovierungs- und Umbauarbeiten am Schulgebäude wurden im Oktober des Jahres zum Abschluss gebracht. Das Haus erhielt ein neues Schieferdach und einen hellen Außenputz und ist mit einer Ölheizung, guten sanitären Anlagen sowie mit einer zeitgemäßen Inneneinrichtung versehen worden.

Gesamtkosten rd. 90.000 DM.

 

1959
Aus dem Gemeindeleben

Was das Wetter anbetrifft, so war das Jahr 1959 von recht außergewöhnlicher Art:
An ziemlich normal verlaufenen Wetterverhältnissen bis Ende April schloss sich eine nahezu halbjährige Trockenperiode an, die für unser Dorf lediglich und ausgerechnet am Schützenfesttage von wolkenbruchartigen Regenfällen, ferner an einigen wenigen Augusttagen durch geringe Niederschläge unterbrochen wurde. Die Getreideernte fiel trotzdem, jedenfalls was ihre Qualität anbetrifft, gut aus, die Erträge der Wiesen  und Hackfruchtfelder erklärlicherweise dagegen recht bescheiden. Mancher Bauer war deshalb gezwungen, seinen Viehbestand mit Rücksicht auf die kleineren Wintervorratsbestände zu verringern.

Schützenkönig wurde in diesem Jahre ein Sohn des Kaufmanns Nettsträter, Heinz Nettsträter; er erkor seine Braut aus Geseke zur Königin.

Recht rührig zeigte sich in diesem Jahre der Fremdenverkehrsverein. Er konnte 1959, 8300 Übernachtungen registrieren. Heute stehen den Sommergästen in Bleiwäsche etwa 80 Betten in 10 Pensionen zur Verfügung. Infolge der in Bleiwäsche noch bestehenden Baulandnot konnten nur zwei Neubauten in Angriff genommen werden, das Haus Finger an der Hauptstraße vor der Schützenhalle und das Haus Schröder eingangs der Siedlung.

Die Straße von Krämer bis Eley (an der Kirche) und die Siedlungsstraße wurden ausgebaut und mit einem Teerteppich überzogen; dazu erhielt auch die Straße von der Schule bis zur Fa. Eley den bereits vielerorts bewährten Teerteppich.

Keineswegs zu beneiden waren auch im verflossenen Jahre Bleiwäsches Gemeindeväter. Sie glaubten, nach Errichtung des neuen Hochbehälters im Sommer ihre Sorgen um die Wasserversorgung los zu sein. Leider mussten sie sich noch einmal wieder vom Gegenteil überzeugen lassen. Entgegen aller Erwartungen lieferte die neu erschlossene Wasserquelle bis zum Ende des Jahres nur 3 m³ in der Stunde, eine Menge, die für das Dorf nicht reicht und deren Förderung mit den laufenden Unkosten nicht zu vereinbaren zu sein schien.


Immer wieder verursachten Lehmeinbrüche und Verschmutzung des Wassers durch Sand- und Steinteilchen einen schnellen Verschleiß der beiden Kreiselunterwasserpumpen. Sie mussten seit Inbetriebnahme mehrfach ausgebaut und zur Reparatur in die Fabrik geschickt und hinterher unter schwierigen Umständen wieder eingebaut werden. So waren im Zeitraum von einem halben Jahr Reparaturkosten in Höhe von 4000 DM entstanden, die die Vertretung jetzt zum Jahresende vor die schwierige Entscheidung stellte, die Nutzung der Bohrquelle doch noch evtl. aufzugeben und zwecks Wasserversorgung der Gemeinde eine Leitung zum benachbarten Madfeld zu legen. Jedenfalls darf man den Gemeindevätern wohl nichts Sehnlicheres zum neuen Jahr wünschen, als dass sie all ihre Wassersorgen doch bald zum guten Ende bringen möchten!

Kirchliches
Um das Kirchengebäude auf jeden Fall in den nächsten Jahren trocken zu bekommen und dann zum baldmöglichsten Termin mit der unbedingt notwendigen Ausmalung zu beginnen zu können, ließ der Kirchenvorstand die Außenwände des Hauses noch einmal mit einem Dichtungsmittel von der Firma Wendt, Paderborn, behandeln. Im Juni des Jahres weilte der Hochwürdige Herr Erzbischof in unserer Gemeinde und spendete etwa fünfzig Kindern das Sakrament der Firmung.
Anfang Dezember erhielt unsere Kirche ein elektrisches Läutewerk. Das Geld hiefür wurde in freiwilligen Spenden von den Mitgliedern der kath. Pfarrgemeinde aufgebracht, eine Leistung, die es verdient, hier in der Gemeindechronik besonders hervorgehoben zu werden.

Schulisches
In der Schule brachte das Jahr 1959 keine erwähnenswerten Veränderungen; die Kinderzahl hielt sich wie in den vergangenen Jahren knapp unter achtzig, und im Lehrpersonal war weder Abgang noch Eingang zu verzeichnen.


Vom Leben und Sterben in der Gemeinde:
Die Einwohnerzahl betrug 781, davon waren 722 katholisch, 58 evangelisch, 1 anderen religiösem Bekenntnis.

Es gab 13 Hochzeiten, 24 Geburten und 6 Sterbefälle.

Nicht zuletzt hätte der Chronist noch über den im Jahre 1959 plötzlich erfolgten Führungswechsel in der politischen Gemeinde zu berichten: Der allseits geschätzte und langjährige Bürgermeister Joh. Wiggen legte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder; an seine Stelle trat das Ratsmitglied Herr Anton Hengsbach und den Sitz in der Vertretung nahm der Landwirt, Herr Johannes Schumacher ein.